Woher kommt die Idee OER?
StoryMaps nutzen, um die Entwicklung von OER näher zu erläutern
Woher kommt der Gedanke der offenen Bildungsressourcen (OER)?
"Mit der Verabschiedung der Globalen Nachhaltigkeitsagenda hat sich die Weltgemeinschaft dazu verpflichtet, bis 2030 eine hochwertige, inklusive und chancengerechte Bildung für Menschen weltweit und ein Leben lang sicherzustellen".
Hierzu tragen offene Bildungsressourcen einen wesentlichen Beitrag, da nicht jeder Mensch Zugang zu einer hochwertigen, inklusiven und chancengerechten Bildung hat.
Dementsprechend definiert die UNESCO offene Bildungsressourcen (OER) folgendermaßen: "Open Educational Resources (OER) sind Bildungsmaterialien jeglicher Art und in jedem Medium, die unter einer offenen Lizenz stehen. Eine solche Lizenz ermöglicht den kostenlosen Zugang sowie die kostenlose Nutzung, Bearbeitung und Weiterverbreitung durch Dritte ohne oder mit geringfügigen Einschränkungen" ( Bildung | Deutsche UNESCO-Kommission ). Dabei bestimmen die Urhebenden selbst, welche Nutzungsrechte sie einräumen und welche Rechte sie sich vorbehalten.
Im Rahmen der Sustainable Development Goals hat die UNESCO ihr Ziel in SDG Nr. 4 (Hochwertige Bildung) festgehalten und ruft seine 194 Mitgliedstaaten zur Förderung von OER auf ( Mitgliedstaaten der UNESCO | Deutsche UNESCO-Kommission) . Folgende Karte verdeutlicht, wie viele Länder von dieser Bestimmung betroffen sind:
Es wird ersichtlich, dass OER weltweit eine große Rolle spielen müsste. Allerdings erfolgt die Umsetzung in den Ländern bisher sehr unterschiedlich:
"Eine Studie zu Hochschul-Repositorien mit OER-Sammlungen ergab, dass fast 90 % davon in Europa oder Nordamerika erstellt wurden; 92 % der Materialien in der globalen Bibliothek OER Commons sind in englischer Sprache. Dies hat Einfluss darauf, wer Zugang zu digitalen Materialien hat. MOOCs beispielsweise kommen vor allem Lernenden mit guter Vorbildung und aus reichen Ländern zugute. Studien haben gezeigt, dass etwa 80 % der Teilnehmenden an den großen Plattformen bereits einen Hochschulabschluss hatten" ( UNESCO-Weltbildungsbericht 2023 , S. 10).
Wie hat sich OER in Deutschland entwickelt?
Historisch betrachtet ist OER erst seit 2012 ein Gesprächsthema in Deutschland. Die folgenden Meilensteine geben einen kleinen Einblick in die Entwicklung seit 2011 (Alle Informationen entnommen aus OER in Deutschland , S. 15 ff.).
Oktober 2011 "Schultrojaner"
Das als „Schultrojaner“ beschriebene Softwareprogramm sorgt in der (Edu)- Bloggerwelt, aber auch allgemein in den Medien für Aufregung. Das Programm sollte Schulcomputer nach urheberrechtlich geschützten Werken durchsuchen. (Bis jetzt – 2018 – wurden die Pläne nicht umgesetzt.) Der Grund dafür ist ein neuer Vertrag zwischen Inhabern von Urheberrechten und den 16 Bundesländern. Kurz darauf kommt eine Online-Debatte über OER als Alternative zu den Lernmaterialien von Schulbuchverlagen auf.
Juni 2012 "Pariser Erklärung"
In Paris findet der Erste UNESCO-Weltkongress zu OER statt und verabschiedet die Pariser Erklärung zu OER. Aus Deutschland ist kein hochrangiger Delegierter anwesend.
November 2012 "Anhörung von Experten auf Bundesebene"
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung beruft eine Anhörung von Experten zu OER in Berlin ein. Fast 20 Experten diskutieren die vielfältigen Dimensionen von OER. Die aktuelle Debatte wird auch in der Gemischten Kommission Schulfunk/Schulfernsehen KMK/ARD/ZDF/DRadio verhandelt.
November 2013 "Erklärung des Deutschen Bundesrates zur EU-Initiative 'Opening Up Education' "
Der Deutsche Bundesrat bringt seine Position in Bezug auf die EU-Initiative„Opening Up Education“ und damit auch auf OER zum Ausdruck. Diese ist zurückhaltend.
November 2014 "2 Mio. Euro für OER-Förderung im Bundeshaushalt 2015 vorgesehen"
Die Klausel „Mehr Mittel für freie Lern- und Lehrmaterialien sowie freie Lernsoftware (Open Educational Resources)“, wird in den Entwurf des Bundeshaushaltes 2015 aufgenommen und letztendlich angenommen.
Januar 2015 "OER-Bericht der Bund-Länder-Gruppe von BMBF und KMK"
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Kultusministerkonferenz (KMK) veröffentlichen einen Bericht zu OER, dessen Grundtenor positiv ist und der einige kurz- und mittelfristige Maßnahmen empfiehlt. Die Arbeitsgruppe aus Vertretern des BMBF und der KMK wurde im September 2013 eingerichtet.
Mai 2015 "Whitepaper zu OER in der Hochschulbildung"
Das Whitepaper „Open Educational Resources (OER) an Hochschulen in Deutschland“ wird veröffentlicht.
Februar 2016 "Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER-Infrastrukturen"
Die „Machbarkeitsstudie zum Aufbau und Betrieb von OER‐Infrastrukturen in der Bildung” wird veröffentlicht. Sie wurde vom BMBF in Auftrag gegeben und empfiehlt die Vernetzung bestehender Strukturen anstelle des Aufbaus neuer Strukturen.
November 2016 "Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) veröffentlicht ein positives Positionspapier zu OER"
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) bringt ein Positionspapier heraus, welches das innovative Potenzial von Open Educational Resources zur Verbesserung von Lehre und Lernen betont.
Dezember 2016 "Digitale Bildungsstrategie der KMK berücksichtigt OER"
Das Strategiepapier der KMK mit dem Titel „Bildung in der digitalen Welt“ betrachtet OER und andere digitale Formate als Äquivalente zu traditionellen Bildungsmedien.
Die Übersicht zeigt eine zunehmende Wertschätzung von OER in Deutschland. Weitere Stationen sind folgende:
2018 "Studie zu OER durchgeführt"
2018 wurde die Situation in Deutschland in einer Studie zum Thema OER untersucht. Es zeigten sich vier Erkenntnisse, die für andere Länder interessant sein dürften und in der Grafik in gekürzter Form abgebildet werden ( OER in Deutschland , S. 10 f.).
Juli 2022 "BMBF gibt erste internationale OER-Strategie bekannt"
"Im Juli 2022 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung die erste nationale OER-Strategie vorgestellt. Die Bundesregierung kommt damit einer Forderung der UNESCO nach und fördert die Verbreitung kostenfrei zugänglicher sowie frei bearbeitbarer Lehr- und Lernmaterialien in Deutschland. Die Deutsche UNESCO-Kommission war an dem Erarbeitungsprozess der Strategie beteiligt." Bildung | Deutsche UNESCO-Kommission
Fazit: OER ist in Deutschland noch ein sehr junges Thema und es bleibt abzuwarten, wie es sich weiterentwickelt.
Ein Blick auf die Bundesländer
Der Bericht "OER in Deutschland: Praxis und Politik. Bottom-Up-Aktivitäten und Top-Down-Initiativen" von 2018 malt ein recht unterschiedliches Bild für die einzelnen Bundesländer bezüglich der OER-Aktivitäten (Abb. 2 und Tab. 1) (S. 36):
Bundesland | Anzahl OER-Aktivitäten | Bundesland | Anzahl OER-Aktivitäten |
---|---|---|---|
Baden-Württemberg | 62 | Niedersachsen | 29 |
Bayern | 55 | Nordrhein-Westfalen | 118 |
Berlin | 60 | Rheinland-Pfalz | 25 |
Brandenburg | 14 | Saarland | 7 |
Bremen | 3 | Sachsen | 29 |
Hamburg | 59 | Sachsen-Anhalt | 8 |
Hessen | 35 | Schleswig-Holstein | 22 |
Mecklenburg-Vorpommern | keine Daten | Thüringen | 19 |
Tab. 1: Verteilung der OER-Aktivitäten nach Bundesländern in tabellarischer Form [Stand 2018]
Es ist es nicht sehr überraschend, dass die Länder mit den meisten Einwohnern (Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Bayern) unter den Top Fünf zu finden sind. Bemerkenswerter ist vielmehr, dass die Stadtstaaten Berlin und Hamburg ebenfalls zu dieser Gruppe gehören. Ihre hohen Werte weisen auf ihre Vorreiterrolle hin – beide Länder haben OER früh eingeführt: Berlin im Schulsektor und Hamburg im Hochschulsektor ( OER in Deutschland , S. 36).
Die Entwicklung bleibt auch in Deutschland spannend.