Das westlich-islamische Spannungsfeld

1400 Jahre Einfluss, Kriege und Eroberungen

Die Islamische Welt von 622-900 und das Emirat von Córdoba

Spätestens seit der Eroberung der iberischen Halbinsel durch  Tāriq ibn Ziyād  in den Jahren 711-714, sind die  westlich-islamischen Beziehungen  bis in die Gegenwart von komplexen wechselseitigen Einflussnahmen, Kriegen und Eroberungen geprägt.

Tariq ibn Ziyad

Die  islamische Expansion  bezeichnet im Folgenden die Eroberungen der Araber von der Mitte der 630er Jahre an und die damit einhergehende Ausdehnung des Islams bis ins 8. Jahrhundert hinein.

Mit dem Beginn der islamischen Expansion wird häufig auch das Ende der Antike angesetzt.

Der  islamische Machtbereich  erstreckte sich beim Tode des Propheten Mohammed 632 u.Z. auf die Arabische Halbinsel, deren Randgebiete weitgehend unter der Kontrolle des Byzantinischen Reiches und des Sassanidenreiches standen.

Nur 29 Jahre später, im Jahre 661, waren den arabischen Eroberern bereits zwei Drittel des Byzantinischen Reiches in Afrika und Asien in die Hände gefallen.

Nach der Eroberung der Iberischen Halbinsel durch Tāriq ibn Ziyād in den Jahren 711 bis 714 stießen die arabischen Eroberer 732 weit bis ins Fränkische Reich vor.

In der  Schlacht von Tours und Poitiers  im Oktober 732 besiegten die Franken unter dem Kommando von Karl Martell die muslimischen Araber und stoppten deren Vormarsch im Westen.

Schlacht von Poitiers

Dreiundzwanzig Jahre später konnte sich unter Führung der Umayyaden das  Emirat von Córdoba  für über 170 Jahre etablieren, welches aufgrund seiner religiösen und ethnischen Toleranz zur ersten Hochkultur im mittelalterlichen Europa außerhalb von Byzanz wurde.

Der berühmte andalusische Philosoph, Gelehrte, Jurist, Arzt und Schriftsteller Ibn Ruschd, latinisiert  Averroes , lebte und wirkte hier.

Ibn Ruschd alias Averroes

Das bedeutendste architektonische Zeugnis dieser Zeit ist die  Große Moschee von Córdoba .

Moschee von Córdoba, Wikimedia: © Timor Espallargas

Die Islamische Welt von 900 bis 1450 und die Kreuzzüge

Eroberung Jerusalems

Zwischen 1095 und dem 13. Jh. fanden die  Kreuzzüge  statt. Der große militärische Aufwand aller christlichen Mächte der damaligen Zeit ist damit zu erklären, dass der Islam als eine große Gefahr – nicht allein für das Byzantinische Reich – gesehen wurde. Schließlich grenzte das islamisch-arabische Machtgebiet an den Pyrenäen an Frankreich, zudem waren fast alle Mittelmeerinseln und Teile Süditaliens zeitweise von Arabern erobert worden.

Krak des Chevaliers, Wikimedia: © Xvlun

Ab 1170 wurde die berühmte Kreuzfahrerburg " Krak des Chevaliers " errichtet.

Der Aufstieg des Osmanischen Reiches zwischen 1324 und 1560

Innerhalb von 240 Jahren entwickelte sich das kleine Osmanische Fürstentum (Beylik) vor den Toren Konstantinopels zur Großmacht.

Suleyman I.

 Süleyman I. , regierte von 1520 bis 1566 als der zehnte Sultan des Osmanischen Reiches. Er gilt als einer der bedeutendsten Herrscher der Osmanen. Während seiner mehr als vierzigjährigen Herrschaft erreichten die geographische Ausdehnung und die Macht des Reiches ihren Höhepunkt.

Das Osmanische Reich kontrollierte zu dieser Zeit über 50% der bewohnbaren Flächen des islamischen Siedlungsgebietes, insbesondere die heiligen Stätten in Mekka und Jerusalem.

Islamische Welt von 1450 bis 1683: Barbaresken-Korsaren

Arabischer Sklavenmarkt

Nachdem die Spanier 1492 mit dem Emirat von Granada das letzte muslimische Königreich in Westeuropa erobert hatten, siedelten sich aus Spanien geflohene Morisken im Maghreb an. Zusammen mit einheimischen Arabern und Mauren rüsteten sie große Flotten aus und begannen von ihrer Basis Nordafrika aus als Korsaren einen permanenten Krieg gegen die christlichen Mittelmeermächte, insbesondere gegen deren Schifffahrt und Küsten.

Die Raubzüge der  muslimischen Korsaren  führten während der nächsten Jahrhunderte über das Mittelmeer hinaus sogar bis an die Küsten Irlands (1631) und Islands (1627), wo sie aus küstennahen Dörfern und Städten insgesamt über eine Million Einwohner verschleppten und später als Sklaven verkauften. Häufigstes Ziel der Sklavenrazzien waren jedoch die Küsten Italiens, Spaniens und Portugals.

Im 19. Jahrhundert setzte der Niedergang der Korsarenflotten ein, als die europäischen Seemächte wie z. B. England, die Niederlande und Frankreich mit ihren Flotten mehrmals Algier, Tunis und Tripolis unter Kanonenbeschuss nahmen. Der entscheidende Militärschlag gegen Algier erfolgte jedoch erst 1830.

Textquelle: Wikipedia

Bombardement von Algier

Islamische Welt im 18. Jahrhundert: der Europäische Kolonialismus

Kolonisation zwischen 1493 und 2008

Die Franzosen nutzten 1830 die Gelegenheit, wegen der innenpolitischen Lage die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die real nicht mehr existierende Gefahr durch die nordafrikanischen Korsaren zu lenken. Nach der Eroberung wurde Algier Hauptstadt der französischen Kolonie. Bis 1920 kamen weitere große Gebiete hinzu.

Auch die Briten, Italiener, Niederländer und Russen fügten Ihren Herrschaftsbereichen Kolonien hinzu, die von Muslimen bewohnt waren, so dass bis 1920 etwa 80% der islamischen Welt besetzt waren.

Das Sykes-Picot-Abkommen

Mark Sykes und François Georges Picot

Das  Sykes-Picot-Abkommen  vom 16. Mai 1916 war eine geheime Übereinkunft zwischen den Regierungen Großbritanniens und Frankreichs, durch die deren koloniale Interessengebiete im Nahen Osten nach der erwarteten Niederlage des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt wurden.

Das Abkommen stand inhaltlich im Widerspruch zur Hussein-McMahon-Korrespondenz der Jahre 1915/16. Während in der Korrespondenz den Arabern die Unterstützung Großbritanniens im Falle einer Revolte gegen das Osmanische Reich zugesagt und die Anerkennung einer anschließenden arabischen Unabhängigkeit in Aussicht gestellt worden war, teilten Frankreich und Großbritannien weite Teile des arabischen Territoriums unter sich auf.

Das Abkommen wird heute als eine Ursache für  Konflikte  in der Region genannt. Rücksicht auf ethnische und kulturelle Strukturen wurde bei der Grenzziehung nicht genommen. Die Kolonialherren waren nicht in der Lage, eine stabile Ordnung für die dort lebenden Völker zu etablieren.

Nahost-Kriege

Aus dem Territorium des zunächst noch unter gemeinsamer britischer und französischer Verwaltung stehenden  Völkerbundmandatsgebietes Palästina  entwickelte sich nach der Abtrennung Transjordaniens und intensiver jüdischer Einwanderung in den 1920er Jahren sowie dem  ersten arabisch-israelischen Krieg 1947-1949  das Staatsgebiet Israels, welches von nun an wie ein Messer auf der Landkarte die arabische Welt in eine West- und eine Osthälfte teilen sollte.

Unzählige weitere Krisen, Konflikte, Kriege und Terroranschläge bis in die jüngste Gegenwart machen den Nahen Osten zu einer blutenden Wunde der Weltgeschichte.

Explosionen im Gaza Streifen, Foto © Reuters / Ibrahim Abu Mustafa

Kriege westlicher Mächte auf islamischem Gebiet in neuerer Zeit

Bis in die jüngste Vergangenheit sind und waren u.a. amerikanische, britische, französische und deutsche Truppen in islamischen Gebieten in Kriege verwickelt, welche nie wie geplant zu dauerhafter Stabilität und Demokratie führten.

Ikonisches Bild des letzten amerikanischen Hubschraubers über Kabul, © Foto: dpa

Hochrisikogebiete

In dieser Karte werden die hohen und extremen Risikogebiete der Welt mit den Ländern, deren muslimischer Bevölkerungsanteil 50% übersteigt, verglichen.

Abgesehen von Risikogebieten in Mittel- und Südamerika liegen weite Teile der weltweiten Gefahrenzonen in der islamischen Welt. 

Terroranschläge

9. September 2001, © Foto: AP/dapd/Chao Soi Cheong

Mit dem Begriff  islamistischer Terrorismus  (seltener auch islamischer Terrorismus) wird Terrorismus bezeichnet, der durch Islamismus motiviert ist.

Islamistische Terroristen bezeichnen ihre Aktivitäten selbst jedoch als Dschihad und berufen sich zur Rechtfertigung ihrer Aktionen auf die Grundlagen des Islam, auf den Koran und die Sunna, wobei diese teils dem Zweck entsprechend interpretiert werden.

Islamische Terroristen haben im 21. Jahrhundert weltweit eine Vielzahl schwerer Anschläge verübt, darunter die verheerendsten Anschläge in der Geschichte der Vereinigten Staaten und einiger europäischer Länder.

In den letzten Jahren übertraf der islamische Terrorismus bei weitem jede andere terroristische Ideologie an Todesopfern.

Allein die vier wichtigsten islamischen Terrorgruppen (Islamischer Staat, Boko Haram, Taliban, al-Qaida) waren im Jahr 2015 für 74 % sämtlicher globaler Terror-Todesopfer verantwortlich.

Osama bin Laden, Wikimedia: © Hamid Mir, http://www.canadafreepress.com

Auch nach der Tötung Osama bin Ladens ist die dschihadistische Bewegung deutlich gewachsen und stellt eine ständige Bedrohung dar. Textquelle: Wikipedia

Die meisten islamistischen Terroranschläge mit den höchsten Opferzahlen werden jedoch in der islamischen Welt selbst verübt.

Terroranschlag in Bagdad 2016, © Foto: ap

Impressum

Eine Storymap von

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Tariq ibn Ziyad

Schlacht von Poitiers

Ibn Ruschd alias Averroes

Moschee von Córdoba, Wikimedia: © Timor Espallargas

Eroberung Jerusalems

Krak des Chevaliers, Wikimedia: © Xvlun

Suleyman I.

Arabischer Sklavenmarkt

Bombardement von Algier

Kolonisation zwischen 1493 und 2008

Mark Sykes und François Georges Picot

Explosionen im Gaza Streifen, Foto © Reuters / Ibrahim Abu Mustafa

Ikonisches Bild des letzten amerikanischen Hubschraubers über Kabul, © Foto: dpa

9. September 2001, © Foto: AP/dapd/Chao Soi Cheong

Osama bin Laden, Wikimedia: © Hamid Mir, http://www.canadafreepress.com

Terroranschlag in Bagdad 2016, © Foto: ap