Deutsch-Balten
Von der Ostsiedlung im 12. Jh. bis zur Umsiedlung 1939 (Entwurf)
Vorwort
Die vorliegende Storymap zur über 700-jährigen Geschichte der Deutsch-Balten stellt den Anfang einer historisch-kartographischen Erfassung des Themas dar.
Texte und Bilder von WikiPedia sind hier nur als Platzhalter zu verstehen, bis wissenschaftlich gesicherte Texte zur Verfügung stehen. Auch alle Karten werden im Laufe der Zeit präzisiert, so dass hier verbindliche Informationen abgerufen werden können.
Dieses Modell soll veranschaulichen, dass es möglich ist, alle Aspekte der deutsch-baltischen Geschichte in verschiedenen Maßstäben bis zur Einzelhausdarstellung (z.B. Schwarzhäupterhaus, Universität Dorpat) darzustellen.
Weitere Storymaps zu verschiedenen Themen können hier abgerufen werden.
Nimmersatt & Hungerburg
In den Baltischen Staaten gibt es noch hunderte deutschsprachiger Ortsnamen, die, wenngleich in der Alltagssprache kaum noch genutzt, ein Zeugnis sind der über 700-jährigen Geschichte der Deutsch-Balten .
Die Deutsch-Balten (oder Deutschbalten, auch Balten oder Baltendeutsche) waren eine im Bereich des heutigen Estland und Lettland ansässige deutschsprachige Minderheit, die ab dem späten 12. Jahrhundert als eingewanderte Oberschicht großen Einfluss auf Religion, Kultur und Sprache der Letten und Esten hatte. Außerdem spielte der deutsch-baltische Adel eine bedeutende Rolle in der Geschichte Russlands. Aus seinen Reihen kamen zahlreiche russische Minister, Politiker, Militärführer und Wissenschaftler. Die deutschsprachige Universität in Dorpat hatte besonders im 19. Jahrhundert einen festen Platz im deutschen Kulturleben.
Die Deutsch-Balten stellten den Adel und den Großteil des Bürgertums und bis weit ins 19. Jahrhundert die Mehrzahl der Stadtbewohner in den russischen Ostseegouvernements Estland, Livland, Kurland. Obwohl die Staaten Estland, Lettland und Litauen heutzutage zum Baltikum gerechnet werden, gehörte die deutsche Minderheit in Litauen (Litauendeutsche) nicht zu den Deutsch-Balten.
Beide Minderheiten beendeten ihre Existenz im ersten Jahr des Zweiten Weltkriegs infolge des Hitler-Stalin-Paktes, der das Baltikum dem sowjetischen Einflussgebiet zuschlug, durch Übersiedlung nach Deutschland. Heute sind nur noch sehr wenige Deutschsprachige in den baltischen Ländern ansässig. (Quelle: Wikipedia)
Deutschordensstaat
1230 - 1561
Man kann Hermann von Salza als den Ahnherren des historischen Staates Preußen benennen, da die Expansion des Deutschen Ordens ins Gebiet nördlich der Weichsel vorrangig seiner Persönlichkeit zu verdanken ist. Der Landmeister des Deutschen Ordens in Preußen, Hermann Balk, führte sowohl die durch von Salza mit der Kurie ausgehandelte Vereinigung mit dem Schwertbrüderorden Livlands als auch die Invasion im heidnischen Pruzzenland aus.
Hermann von Salza (1162 - 1239), vierter Hochmeister des Deutschen Ordens
Die ersten Deutschen kamen ab dem Ende des 12. Jahrhunderts im Rahmen der Deutschen Ostsiedlung und der Eroberung des damals noch heidnischen Baltikums durch den Schwertbrüderorden ins Land. Der Schwertbrüderorden konnte das ganze Gebiet des heutigen Estlands und Lettlands (die späteren historischen Gebiete Kurland, Livland und Estland) unter seine Herrschaft bringen.
Die meisten deutschen Siedler kamen aus den Gebieten des heutigen Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Westfalen. Im Unterschied zum südlich gelegenen Preußen (dem späteren Ostpreußen), das vom Deutschen Orden erobert wurde, kam es im Baltikum nicht zu einer flächendeckenden Ansiedlung deutscher Bauern.
Das deutsche Bevölkerungselement blieb weitestgehend auf das Bürgertum in den Städten, die Großgrundbesitzer und die adlige und kirchliche Oberschicht des Landes beschränkt. So machten die Deutschsprachigen nie mehr als 10 % der Bevölkerung aus; sie bildeten jedoch die größte Bevölkerungsgruppe in fast allen Städten.
Litauen
Die Geschichte der Deutschen in Litauen verlief anders, weshalb sie nicht zu den Deutsch-Balten gezählt werden. Zur ersten deutschen Ansiedlung in Litauen kam es nicht infolge einer Eroberung durch einen geistlichen Ritterorden, sondern auf Initiative der litauischen Fürsten Mindaugas und Gediminas. Sie beschränkte sich auf die Städte Vilnius, Trakai und Kaunas. Das gotische Stadtbild des mittelalterlichen Kaunas, wo die Hanse 1440 ein Kontor eröffnete, ging auf sie zurück.
Im 16. Jahrhundert luden litauische Magnaten, die sich der Reformation in Polen-Litauen angeschlossen hatten, protestantische Deutsche zur Ansiedlung auf ihrem Besitz ein.
Die dritte und größte Einwanderungswelle erfolgte im 19. Jahrhundert durch Einwanderung armer Landwirte aus Ostpreußen, die in Grenznähe neue Gemeinden gründeten, und den Zuzug Arbeitssuchender aus dem übrigen Deutschland in die größeren Städte Litauens. (Quelle: Wikipedia)
Winrich von Kniprode in einer historisierenden Darstellung in der Marienburg, Wikimedia: © Jan Jerszyński
Blütezeit
Von 1351 bis 1382 war Winrich von Kniprode der 22. Hochmeister des Deutschen Ordens. In diese Zeit fiel sowohl die Blütezeit des Rittertums als auch die Glanzzeit des Ordensstaates.
Nachhaltig bedingt durch seine lange Regierungszeit in Zeiten relativer ökonomischer und militärischer Stabilität, ging Winrich von Kniprode neben Hermann von Salza als der bekannteste Hochmeister des Deutschen Ordens in die Geschichte ein. (Quelle: Wikipedia)
Ordensburgen: Die Hermannsfeste
Hermannsfeste und Iwangorod um 1800, Johann Christoph Brotze
Die trutzige Festung am Ufer des Flusses Narwa, die in der Mitte des 13. Jahrhunderts von den Dänen gegründet und etwa 100 Jahre später an den Deutschen Orden verkauft wurde, war dessen östlichste Burg, direkt gegenüber der russischen Festung Iwangorod. Bis heute markiert die Narwa die Außengrenze der Europäischen Union
Hermannsfeste und Iwangorod in heutiger Zeit, Wikimedia: © A. Savin
Ordensburgen: von Arensburg bis Wolmar
Schloss Arensburg , Wikimedia: © Stefan Hiiernum
Auf dem Gebiet des Deutschordensstaats entstanden ab dem 13. Jahrhundert zahlreiche Ordensburgen. Sie dienten der Mission als militärische Basis und Kloster. Bekannte Ordensburgen wurden vom Schwertbrüderorden und vom Deutschen Orden im Bereich der südöstlichen Ostseeküste angelegt.
Burg Wesenberg , Wikimedia: © Lauri-Veerde
Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Westpreußen über Ostpreußen, Litauen und Lettland bis Estland. Typisch für die Ordensburgen ist die Bauweise im Stil der norddeutschen Backsteingotik und die Anlage als Wasserburg, da sich die Burgen meistens im Flachland befanden und daher relativ ungeschützt waren.
Ruine der Ordensburg Lais , Wikimedia: © Anatra1987
Einige der Ordensburgen sind bis heute erhalten geblieben (bzw. sind wieder aufgebaut worden) und werden jetzt touristisch genutzt – bekanntestes Beispiel ist die Ordensburg Marienburg an der Nogat, einige Burgen wurden zweckentfremdet (industrielle Nutzung der Burg Labiau im heute russischen Polessk, im nördlichen Teil des ehemaligen Ostpreußen), viele Burgen überdauerten als Ruine (Balga in Russland) und einige Burgen sind restlos zerstört worden (Königsberg). (Quelle: Wikipedia)
Ruine der Tolsburg , die nördlichste Ordensburg, Wikimedia: © Hiiumaamudeliklubi
Ordensburg Wenden , Wikimedia: © CesisCastle
Burg Windau , Wikimedia: © Edgars Šulcs
Ordensburg Reval , Wikimedia: © Kaupo Kalda
Ruine der Ordensburg Weißenstein , Wikimedia: © Vaido Otsar
Rigaer Schloss , Wikimedia: © Igor Schurawlew
Schloss Bauske , Wikimedia: © Fawksik
Portal von Schloss Dondangen , Wikimedia: © Modris Putns
Schloss Lode , Wikimedia: © Williamson.est
Hansezeit
1250 - 1669 Die hansische (Ost-West) Linie
Dieser Handelsweg ging von London und Brügge aus in den Ostseeraum, zunächst vor allem nach Skandinavien. Der Handel wurde belebt durch die Christianisierung Skandinaviens und des südlichen Ostseeraumes und wurde zunächst von den Gotländern dominiert. Diese handelten die Ostwaren, Pelze und Wachs aus dem nordöstlichen Ostseeraum sowie Lebensmittel aus Nordwesteuropa (Butter, Getreide, Vieh und Fisch) auf dieser Route unter Umfahrung von Jütland. Auch friesische Händler waren aktiv und brachten die Ware häufig über Eider und Schlei aus dem Nord- in den Ostseeraum und umgekehrt. Nach der (Wieder-)Gründung Lübecks intensivierten deutsche Händler den Warenaustausch über Elbe, Alster und Trave. In der Ostsee setzte mit dem Gotländer Frieden 1160 die Verdrängung der Gotländer durch Deutsche ein. Die steigende Nachfrage nach Waren durch die im Rahmen der Ostkolonisation neu gegründeten und schnell wachsenden deutschen Städte bzw. Staaten (Preußen und Livland) im Ostseeraum belebte den Handel auf diesem Weg zusätzlich. Neben der starken Ostkolonisation fand im kleineren Rahmen eine deutsche Kolonisation in Skandinavien statt: Deutsche Handwerker und Kaufleute ließen sich z. B. in Visby und Bergen nieder und nahmen später über Jahrzehnte paritätisch an der Stadtverwaltung teil. Anders als im südlichen Ostseeraum wurde die einheimische Bevölkerung dabei aber nicht dominiert. Zusätzliche Bedeutung erhielt dieser Seeweg, weil es entlang der Ostseeküste keine befestigten (Römer-)straßen gab und das Gebiet abseits der Städte nur sehr dünn besiedelt war. Entlang dieser Linie lagen die wendischen, preußischen und livländischen Städte. Die Führung der gleichnamigen Städtebünde hatten Lübeck, Danzig und Riga inne. (Quelle: Wikipedia)
In den meist von Deutschen gegründeten großen Städten, die sich oft der Hanse anschlossen, z.B.:
• Dorpat (heute Tartu), Bistum Dorpat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Fellin (heute Viljandi), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Goldingen (heute Kuldīga), Ordensstaat, später Herzogtum Kurland (Lehen der Republik Polen-Litauen) • Groß Roop (heute Straupe), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Kokenhusen (heute Koknese), Erzbistum Riga, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Lemsal (heute Limbaži), Erzbistum Riga, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Pernau (heute Pärnu), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Riga, Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Reval (heute Tallinn), Estland (Königreich Dänemark), später Ordensstaat, später Königreich Schweden • Wenden (heute Cēsis), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden • Windau (heute Ventspils), Ordensstaat, später Herzogtum Kurland (Lehen der Republik Polen-Litauen) • Wolmar (heute Valmiera), Ordensstaat, später Fürstentum Livland (Republik Polen-Litauen), später Königreich Schweden
blieb das deutsche Bürgertum politisch und kulturell bis weit ins 19. Jahrhundert hinein tonangebend, sowohl unter schwedischer als auch unter russischer Oberherrschaft. Im Mittelalter stellte die deutschstämmige Ritterschaft die Oberschicht gegenüber der lange Zeit leibeigenen einheimischen Bauernschaft. (Quelle: Wikipedia)
Riga
Bereits vor der Gründung Rigas (1201) am Zusammenfluss des später zugeschütteten Baches Rīdzene (deutsch: Riege – daher der Name Riga) und der Düna bestand am rechten Ufer der Düna eine Siedlung der finno-ugrischen Liven. Ende des 12. Jahrhunderts kamen immer wieder Kaufleute aus Gotland, um hier Handel zu treiben. Mehrfach gingen auch Missionsversuche von diesem Ort aus, die jedoch bis zur eigentlichen Stadtgründung fehlschlugen. Erst mit dem Erscheinen Alberts von Buxthoeven aus Bremen gelang es, Riga als Drehscheibe des Russlandhandels und Ausgangspunkt der Mission und der deutschen Kolonisierung des Baltikums zu konsolidieren.
Bis dahin hatte der etwa 50 km westlich gelegene Semgallerhafen am Unterlauf der Aa (lettisch Lielupe) als wichtiger Handelsplatz der Region gedient. Auf Betreiben deutscher Kaufleute, die vom Papst ein entsprechendes Privileg erwarben, wurde im Jahr 1200 seine Schließung erzwungen, um den deutschen Händlern eine Monopolstellung zuzusichern. So konnte sich Riga in wenigen Jahrzehnten zur bedeutendsten Stadt eines Gebietes entwickeln, das fortan als Livland (lateinisch: Livonia) einen festen Platz auf der Landkarte Europas beanspruchte. Insbesondere zu Beginn ihrer Geschichte erlebte die Stadt einen rasanten Aufschwung: Die bebaute Fläche wuchs in einem Vierteljahrhundert um das fünf- bis sechsfache. Die Stadt war Sitz eines Erzbischofs und gehörte der Hanse an.
Ab 1211 gewannen die Bürger der Stadt, insbesondere die Kaufleute, die sich nach der Unterwerfung der umliegenden Völkerschaften hier niederließen, rasch an Einfluss: Bereits 1225 konnten sie den Stadtvogt, der bis dahin vom Bischof eingesetzt wurde, selbst wählen. Der Rigaer Stadtrat ist 1225 zum ersten Male urkundlich erwähnt und bestand wahrscheinlich schon seit 1222 oder 1223. Anfangs galt in Riga das Visbyer Stadtrecht, danach das an das Lübische Recht angelehnte Hamburger Stadtrecht.
Riga unter dem Deutschen Orden
Im Rahmen der Ostkolonisation versuchten die Bischöfe, vor allem Deutsche im heidnischen Gebiet anzusiedeln. Militärisch wurden sie dabei von Ritterorden unterstützt, zunächst vom Schwertbrüderorden und nach dessen Niedergang vom Deutschen Orden, in den der Schwertbrüderorden eingegliedert worden war. Insbesondere nach der Vertreibung der Kreuzfahrer aus Palästina begann sich der Deutsche Orden verstärkt um die osteuropäischen Gebiete zu kümmern, zunächst Preußen, aber auch Livland. Der Deutsche Orden war eine machtvolle eigenständige kirchliche Körperschaft, die bald zu den Erzbischöfen von Riga in Konkurrenz trat. Geleitet wurde der livländische Zweig des Deutschen Ordens von einem Landmeister, der dem Hochmeister (oberster Ordensherr) unmittelbar unterstand.
Zwischen den Erzbischöfen von Riga und dem Deutschen Orden wurden zahlreiche Auseinandersetzungen teils mit Waffengewalt, teils mit Prozessen vor dem Papst ausgefochten. Die Erzbischöfe ersuchten auch benachbarte Staaten um Schutz (z. B. den König von Dänemark, aber auch den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, außerhalb dessen Grenzen Livland zunächst lag). Nach der vom Orden gewonnenen Schlacht bei Neuermühlen am 30. März 1491 schlossen der Deutsche Orden und der Erzbischof von Riga den Frieden von Wolmar. Der Erzbischof erkannte den Deutschen Orden als Schutzmacht Livlands an und beteiligte sich mit einem eigenen Heereskontingent an der Schlacht am Smolinasee im Jahr 1502. (Quelle: Wikipedia)
Schwarzhäupterhaus
Nach Zwangsumsiedlungen und den Wirren des Zweiten Weltkriegs leben heute nur noch wenige tausend Deutschsprachige in den baltischen Ländern. Dennoch versuchen deutsch-baltische Traditionsvereine beiderseits, die in der Sowjetherrschaft unterdrückten Erinnerungen und geschichtlichen Gemeinsamkeiten zu pflegen.
Das detailgetreu rekonstruierte Schwarzhäupterhaus in Riga, Wikimedia: © Diliff
Prachtvoller Ausdruck dieser gemeinsamen Bestrebungen ist die originalgetreue Rekonstruktion des traditionsreichen Schwarzhäupterhauses aus hansischen Zeiten in der lettischen Hauptstadt Riga von 1993 bis 1999. Unter der astronomischen Uhr befinden sich einträchtig nebeneinander aufgereiht die Stadtwappen der Hansestädte Riga, Bremen, Lübeck und Hamburg.
Wappen derer von Brömbsen, Wikimedia: © LeoDavid
Adelsgeschlecht Brömsen
Die Familie Brömbsen, so die deutsche genealogische Beschreibung, stammte wohl aus Lüneburg und kam über Lübeck nach Reval, dem heutigen Tallinn. Die Namensgebung begann mit Heinrich von der Netze, der sich 1342 in Lüneburg mit Margarethe Brömse († 1356) vermählt hatte.
Brömsehaus in Lüneburg, Sitz der Carl-Schirren-Gesellschaft, Wikimedia: © Apostoloff
Dessen Sohn Diedrich wird als „filius Margarethae, sororis M. Thiderici Broemes“ testamentarisch benannt und hatte, nach der Verfügung seines Onkels, den Familiennamen seiner Mutter, also „Diedrich von der Netze genannt Brömse“, angenommen. Er war 1371 Ratsherr in Lüneburg und war seit 1397 verheiratet. Deren Sohn Diedrich Brömse († 1460) war von 1433 bis 1460 ebenfalls Ratsherr in Lüneburg und mit Gesike Töbing verheiratet. Deren Sohn Heinrich Brömse (1440–1502) kam 1466 nach Lübeck, studierte in Bologna Jura und war von 1487 bis 1502 Bürgermeister in Lübeck. Er stiftete 1488 die Brömsenkapelle in der Lübecker Jakobikirche, seine Ehefrau war Elisabeth Westfal. Ihm folgte seine Söhne Dietrich (1470–1508), Nikolaus Brömse (* um 1472; † 1543 in Lübeck) als Bürgermeister in Lübeck, dieser war mit Margarethe Berk († 1562) verheiratet.
Broemsenaltar in der Lübecker Jakobikirche, Wikimedia: © Concord
Die unterschiedliche Beschreibung der Herkunft, die nach schwedischen Quellen von einem Jöran Jönsson Bröms († 1663) aus Jönköping in Schweden ausgeht und in deutschen Quellen mit einer Familie Brömbsen aus Lüneburg beginnt, vereinigen sich nach beiden Beschreibungen mit Johann von Brömsen, dem Bürgermeister von Dorpat, dem heutigen Tartu in Estland. Somit gilt dieser als der gemeinsame Stammvater der baltischen Adelsfamilie von Brömsen.
Rathaus von Dorpat, Wikimedia: © Ivar Leidus
Johann von Brömse († 1684) wurde (nach beiden Versionen) in Reval geboren. Er studierte in Rostock und Leyden Rechtswissenschaft und wurde 1662 Ratsherr in Dorpat. Im Jahre 1676 wurde er zum Bürgermeister der Stadt Dorpat gewählt und bekleidete dieses Amt bis 1681. Im Mai 1678 wurde er durch den schwedischen König Karl XI. als „von Broemsen“ geadelt und unter der Registrierungsnummer 932 in das schwedische Ritterhaus aufgenommen. In die estländische Adelsmatrikel der Estländischen Ritterschaft wurde die Familie von Broemsen aus dem Hause Samhof laut Attest aus Livland am 5. Februar 1745 eingetragen. In der Livländischen Ritterschaft wird er in die Matrikel unter der Nummer 99 geführt. Er starb am 2. April 1684 in Dorpat. (Quelle: Wikipedia)
Polnisch-Litauische Herrschaft
Schlacht bei Tannenberg (1410)
Die schwere Niederlage des Deutschen Ordens gegen eine in Personalunion verbundene polnisch-litauische Streitmacht in der Schlacht von Tannenberg im Jahre 1410 markiert den Beginn des Niederganges der Ordensherrschaft über Preußen und das Baltikum einerseits, sowie den Aufstieg Polen-Litauens zur europäischen Großmacht.
In seiner größten territorialen Ausdehnung um 1618 (siehe Karte) umfasste das polnisch-litauische Herrschaftsgebiet den größten Teil des Staatsgebietes des heutigen Polen, das heutige Litauen, Lettland und Belarus, große Teile der heutigen Ukraine sowie kleinere Teile des heutigen Russland, Estland, Rumänien und der Republik Moldau.
Die konfessionelle Vielfalt war einzigartig in Europa. Das Spektrum der in Polen-Litauen vertretenen Religionen reichte vom Judentum (im Zeitraum 1500–1578 stieg die Anzahl der Juden von anfangs nur etwa 18.000 auf rund 100.000) über den Protestantismus, Katholizismus und die Orthodoxie bis zum Islam; in Litauen hielten sich auch noch Reste der vorchristlichen litauischen Mythologie. Die Bevölkerung bestand neben den Polen und Litauern aus Deutschen, Letten, Esten, Ukrainern, Belarussen, Russen und Tataren. Das natürliche Bevölkerungswachstum erreichte im 16. Jahrhundert acht bis neun Prozent. Verursacht wurde dies durch die Entwicklung der Landwirtschaft und verbesserte Lebensbedingungen im 16. Jahrhundert, die zu einem Rückgang der Sterblichkeit führten. Auch die hygienischen Bedingungen und die medizinische Versorgung der Bevölkerung wurden verbessert.(Quelle: Wikipedia)
Die Nordischen Kriege
Die Baltische Krise, die der Auflösung des Schwertbrüderordens und des Deutschen Ordens im Baltikum folgte, eröffnete ein Zeitalter der nordischen Kriege, in welchem Polen-Litauen nach dem Aussterben der Jagiellonendynastie 1572 seine Vormachtposition im östlichen Europa schrittweise einbüßte. Der Anstoß zu dieser erneuten Epochenwende ging vom Zarentum Russland aus. Als Zar Iwan IV. 1558 in das politisch zerrüttete Livland einfiel, entfesselte er einen 25-jährigen Konflikt an der Ostseeküste. Dieser Vorstoß rief in Schweden, Dänemark und Polen Gegenstrategien auf den Plan, die jeweils die Oberherrschaft im Ostseeraum zum Ziel hatten. Zunächst konnten Schweden und Polen gemeinsam bis 1582/83 die russischen Truppen aus Livland vertreiben und Russland für anderthalb Jahrhunderte von der Ostsee fernhalten. 1587 wurde Sigismund III. Wasa, der das Geschlecht der Jagiellonen und der Wasa in seiner Person vereinte, zum König gewählt. Die Wahl eines schwedischen Prinzen begünstigte den Ausbruch folgenschwerer Schwedisch-Polnischer Kriege. Schweden und Polen waren seit der Absetzung Sigismund III. als schwedischer König im Jahr 1599 in schwere kriegerische Auseinandersetzungen um die Ostseeherrschaft verwickelt. Es ging um den Besitz der baltischen Küstenregionen Estland und Livland. Riga, Dorpat, große Teile von Kurland, Königsberg und wichtige preußische Küstengebiete fielen in schwedische Hand.
Schwedische Herrschaft
1561-1721
In der schwedischen Großmachtzeit von 1611 bis 1721 eroberte und hielt Schweden mehrere bedeutende Provinzen (u.a. Estland, Livland, Ingermanland, Karelien) im Raum der Ostsee außerhalb des eigentlichen Nationalschwedens.
Dadurch konnte das Land eine beherrschende Stellung im nordischen Kampf um das Dominium maris Baltici einnehmen. Mit einer mächtigen Armee und Flotte wurde Schweden zum Verteidiger des protestantischen Glaubens.
Großer Nordischer Krieg (1700-1721)
Der Große Nordische Krieg war ein in Nord-, Mittel- und Osteuropa in den Jahren 1700 bis 1721 geführter Krieg um die Vorherrschaft im Ostseeraum.
Eine Dreierallianz, bestehend aus dem Russischen Zarenreich und den beiden Personalunionen Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen, griff im März 1700 das Schwedische Reich an, das von dem achtzehnjährigen König Karl XII. regiert wurde. Trotz der ungünstigen Ausgangslage blieb der schwedische König zunächst siegreich und erreichte, dass Dänemark-Norwegen (1700) und Sachsen-Polen (1706) aus dem Krieg ausschieden. Als er sich ab 1708 anschickte, Russland in einem letzten Feldzug zu besiegen, erlitten die Schweden in der Schlacht bei Poltawa im Juli 1709 eine verheerende Niederlage, welche die Kriegswende bedeutete.
Durch diese Niederlage ihres ehemaligen Gegners ermutigt, traten Dänemark und Sachsen wieder in den Krieg gegen Schweden ein. Von da an bis zum Kriegsende behielten die Alliierten die Initiative und drängten die Schweden in die Defensive. Erst nachdem der als uneinsichtig und kriegsbesessen geltende Schwedenkönig im Herbst 1718 während einer Belagerung vor Frederikshald in Norwegen gefallen war, konnte der für sein Land aussichtslos gewordene Krieg beendet werden. Die Bedingungen der Friedensverträge von Stockholm, Frederiksborg und Nystad bedeuteten das Ende Schwedens als europäische Großmacht und den gleichzeitigen Aufstieg des 1721 von Peter I. gegründeten Russischen Kaiserreiches. (Quelle: Wikipedia)
Universität Dorpat
Die 1632 vom schwedischen König Gustav Adolf II. gegründete Universität in Dorpat/Tartu war zwischen 1802 und 1893 die elftgrößte deutschsprachige Universität mit namhaften Hochschullehrern .
Hauptgebäude der Universität von Dorpat im Goldenen Zeitalter (1860)
Russische Herrschaft
1721 - 1917
Peter I., Ölgemälde von Jean-Marc Nattier
An die Stelle Schwedens als nordische Großmacht trat fortan das Russische Kaiserreich, das nicht nur zur neuen Vormacht an der Ostsee aufstieg, sondern auch eine entscheidende Rolle bei der Neuordnung Europas spielte. Peters neue Hauptstadt Sankt Petersburg entstand an der Ostsee, geschützt durch breite Küstengebiete Mitten im Krieg schuf Peter der Große so die Grundlagen der russischen Großmachtstellung; um den neuen Anspruch zu unterstreichen, ließ er das Russische Zarentum in „Russisches Kaiserreich“ umbenennen und seinen Titel offiziell von „Zar“ in „Kaiser“ ändern. Russland war nach der jahrhundertelangen Entfremdung, bedingt durch die Mongolenherrschaft, wieder ein festes Glied des europäischen Staaten- und Bündnissystems.
Der Krieg entschied auch über das Schicksal von Estland und Livland. Livland, das fortan zu Russland gehörte, konnte noch einige Zeit seine innere Autonomie wahren. Kaiser Peter stattete die Stände im Nystädter Frieden 1721 mit völkerrechtlich verbindlichen Privilegien aus, die von allen nachfolgenden Kaiserinnen und Kaisern bis zu Alexander II. (1855) bestätigt wurden. Die Privilegien umfassen: Glaubensfreiheit, deutsche Verwaltung, deutsche Sprache, deutsches Recht. Estland, Livland und Kurland (ab 1795) werden deswegen auch als die „deutschen“ Ostseeprovinzen Russlands bezeichnet. (Quelle: Wikipedia)
Schlösser, Herrenhäuser und Gutshöfe
Schloss Mitau , 1738 in Auftrag gegeben vom kurländischen Herzog Ernst Johann von Biron, Wikimedia: © Edgars Šulcs
Die Deutsch-Balten konnten sich insgesamt mit der russischen Herrschaft gut arrangieren und die deutsch-baltischen Ritterschaften behaupteten einen Großteil ihrer althergebrachten Rechte. Der deutsch-baltische Adel erlangte großes Gewicht in der Politik und dem Militärwesen Russlands. Zahlreiche Generäle, Admiräle und hohe politische Beamte im Zarenreich waren deutsch-baltischer Abkunft. (Quelle: Wikipedia)
Schloss Ruthenthal , ehemalige Sommerresidenz, des Herzogs Ernst Johann Biron, Wikimedia: © Jelena Maksimova
Schloss Katzdangen , erbaut im Jahre 1800 für Baron Karl Gustav von Manteuffel-Zoege, Wikimedia: © Laima Gūtmane
In der Zeit der russischen Herrschaft wurden auch die meisten der Schlösser, Herrenhäuser und Gutshöfe des deutsch-baltischen Adels errichtet.
Schloss Edwahlen , 1880 im Tudorstil umgebaut für Baron Ernst von Behr, Wikimedia: © Simka
Schloss Kremon , 1820 für Fürst Paul von Lieven erbaut, Wikimedia: © Pudelek (Marcin Szala)
Schloss Mesothen , erbaut 1802 für Gräfin Charlotte Lieven, Wikimedia: © Jānis Katkevičs
Schloss Talkhof , in den Jahren 1877 bis 1881 für die Familie von Manteuffel, Wikimedia: © Väino Valdmann
Schloss Groß-Roop , bereits im 13. Jh. im Besitz der Familie von Rosen , Wikimedia: © Laima Gūtmane
Unabhängigkeit
1919 - 1939
Während der Zeit der deutschen Besetzung des Baltikums im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 kamen Pläne auf, einen deutsch-baltisch dominierten Staat (Vereinigtes Baltisches Herzogtum) unter dem Schutz des Deutschen Reichs zu errichten. Auf ehemals deutschem Grundbesitz, den der deutsch-baltische Adel abzutreten bereit war, sollte eine größere Zahl von deutschen Siedlern angesiedelt werden.
Schlacht von Wenden
Die Schlacht von Wenden war eine Schlacht im estnischen und lettischen Freiheitskrieg. Die Schlacht fand vom 19. bis zum 23. Juni 1919 zwischen estnisch-lettischen Truppen und der durch deutsche Freikorps verstärkten Baltischen Landeswehr statt.
Mit der Niederlage in der Schlacht von Wenden hatte die deutsch-baltische Minderheit ihre Machtstellung eingebüßt. Auf eine weitere Unterstützung durch Deutschland war nach der Unterzeichnung des Vertrags von Versailles nicht mehr zu rechnen. Der Baltische Nationalausschuss entschloss sich zur Mitarbeit im lettischen parlamentarischen Staat. Die Letten und Esten hatten ihren Staat bewahrt und einen symbolischen nationalen Sieg über die ehemalige deutsch-baltische Oberschicht errungen. Der 23. Juni ist noch heute staatlicher Nationalfeiertag in Estland.
Siegesdenkmal zur Schlacht von Wenden 1919, Wikimedia: © Vadim Zhivotovsky
Nachdem sie ihre Unabhängigkeit erlangt und in harten Kämpfen gegen die Bolschewiki einerseits und die Baltische Landeswehr und deutsche Freikorps andererseits verteidigt hatten, enteigneten die neuen Nationalstaaten Estland und Lettland durch Landreformgesetze die deutsch-baltischen Großgrundbesitzer zugunsten der bisher landlosen estnischen und lettischen Bauernschicht. Gleichwohl gewährten die beiden baltischen Staaten ihren nationalen Minderheiten eine weitgehende kulturelle Autonomie. (Quelle: Wikipedia)
Umsiedlung
Baltendeutsche Umsiedler im Baltenlager Posen, 1940, © Bundesarchiv
1939 - 1941
Die Umsiedlung der Deutsch-Balten war eine zu Beginn des Zweiten Weltkrieges vom Deutschen Reich initiierte Aktion, in deren Rahmen die Deutsch-Balten aus ihrer Heimat größtenteils in die vom Reich annektierten Gebiete Polens umgesiedelt wurden. Von Oktober bis Dezember 1939 verließen so 14.000 Personen Estland und 52.500 Personen Lettland. Bei einer Nachumsiedlung Anfang 1941 folgten noch etwa 17.000 Menschen aus diesen Ländern. Damit wurde ein Schlussstrich unter mehr als 700 Jahre deutscher Kultur im Baltikum gezogen. Der Auszug der Deutsch-Balten ging mit der Schließung von Betrieben und Bildungseinrichtungen einher und bedeutete für die Länder einen demographischen, wirtschaftlichen und kulturellen Aderlass. Bei vielen Esten und Letten verstärkte er auch die Furcht vor der sowjetischen Bedrohung. Gleichwohl wurde die Umsiedlung auch vielfach begrüßt, da man in den Deutsch-Balten weiterhin jahrhundertelange Unterdrücker sah. Im autoritär regierten Lettland wurde der Redakteur Jānis Lapiņš, der die Rolle der Deutsch-Balten positiv bewertete und ihr Erbe als bewahrenswert erachtete, vom Staatschef Kārlis Ulmanis seines Amtes enthoben. Ulmanis schleuderte in einer Rede ausreisewilligen Letten ein „Auf Nimmerwiedersehen!“ entgegen, was von der Presse wiederum auf die Deutsch-Balten bezogen wurde. Die Unabhängigkeitsbewegung Ende der 1980er Jahre prägte jedoch ein differenzierteres Bild der Deutsch-Balten. Ihre historische Existenz wurde als Beleg gesehen, dass die baltischen Länder zum Westen gehören. Der estnische Präsident Lennart Meri rief 1999 die aus Estland stammenden Deutsch-Balten zur Rückkehr auf. 2018 wurde im nordostestnischen Saka ein privat gestiftetes Umsiedlungsdenkmal eingeweiht.
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